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  1. Fleckvieh-Forum am Vorabend der Bullenparade in Neustadt a. d. Aisch

 

Zum 15. Mal konnte der Vorsitzende des Besamungsvereins Neustadt an der Aisch, Werner Wagner, zahlreiche Gäste von Partnerorganisationen aus dem In- und Ausland, von Zuchtverbänden sowie Jungzüchter und Züchter begrüßen.

Bei den Vorträgen stand diesmal die Nutzung des genetischen Leistungspotentials durch die Verbesserung des Kuhkomforts im Fokus. Herr Georg Hammerl, Leiter des Lehr-, Versuchs- und Fachzentrums für Milchvieh- und Rinderhaltung in Achselschwang eröffnete die Vortragsrunde. Der Milchviehstall in Achselschwang wurde 2004 in einer sehr offenen Bauweise gebaut.

Herr Hammerl beschrieb sehr praxisbezogen, dass die Leistung der Milchviehherde mit 190 Kühen (60 % Fleckvieh, 30 % Braunvieh und 10 % RH) über einige Jahre auf einem Leistungsniveau von 9600 kg stagnierte, aber durch kleine bauliche Änderungen im Stall, die Optimierung des Kuhkomforts und durch Anpassungen bei der Fütterung das Leistungsniveau auf über 10400 kg im Jahr 2016 anstieg.

Mit vielen Bildern zeigte er die schrittweisen Veränderungen. So wurden die bereits einmal geschnittenen Laufflächen nachgeschnitten, da diese mit der Zeit wieder glatt geworden waren. Die raue Betonoberfläche des Futtertisches wurde mit einer Kunststoffbeschichtung saniert und der Nackenriegel am Futtertisch etwas höher gestellt, um eine bessere Zugänglichkeit zum Futter zu gewährleisten. Die bereits gute Wasserversorgung wurde durch zusätzliche Tränkewannen optimiert. Durch den Einbau von Sandwabenbetten in den Tiefbuchten halten sich Pflegeaufwand der Tiefboxen und Menge an benötigtem Einstreumaterial jetzt in Grenzen. Die Buchten werden von den Tieren sehr gerne angenommen, die Liegezeiten sind sehr lang und die Kühe sind sehr sauber.

Bei den Wandboxen wurden durch die Entfernung von (maroden) Brettern Kopfschwung und Kopffreiheit der Kühe sowie Luftzirkulation im Liegebereich deutlich verbessert.

Viel Aufmerksamkeit und Nachfragen aus der Zuhörerschaft erzeugte die Schilderung vom Einbau einer Kuhdusche mit einem ganz feinen Sprühnebel über den Eingängen zum Melkstand und auch im Melkstand. Damit reduzierte sich die Fliegenplage im Sommer deutlich und die Kühe sind wesentlich ruhiger beim Melken. Erwähnt wurde auch, dass trotz der offenen Stallbauweise die Querlüftung gerade im Sommer nicht immer optimal ist. Die Lüftung im Sommer soll mittels speziell gesteuerter Ventilatoren noch verbessert werden. Der hohe Investitionsaufwand steht der Umsetzung aber etwas entgegen.

Weiter ging es mit dem Bericht von Rupert Plank aus Reißing, Landkreis Kelheim. Er bewirtschaftet mit seinen Eltern einen Milchviehbetrieb mit etwa 95 Milchkühen und hat seit einigen Jahren eine Herdenleistung von über 9000 kg, in manchen Jahren sogar bis zu 9800 kg. Der Milchviehlaufstall wurde vor knapp 20 Jahren gebaut. Auch Herr Plank stellte mit sehr vielen Bildern dar, welche Beobachtungen er im Stall gemacht hat und welche Änderungen in den letzten Jahren schrittweise durchgeführt wurden. Kostengünstige Betriebserweiterungen waren der Bau von Außenliegebuchten und ein überdachter Futtertisch. Auch hier wurde die Wasserversorgung durch den Einbau von zusätzlichen Tränken optimiert. Durch die Zucht wurden die Kühe immer größer und die ursprüngliche Nackenriegelhöhe in den Liegebuchten ist inzwischen zu tief. Durch Ausprobieren wurden die Nackenriegel höher gesetzt. Jetzt sind diese auf etwa 125 cm über Standfläche der Kuh und höher. Der Nasenriegel wurde ganz hoch gesetzt, damit die Kühe genügend Kopfschwungmöglichkeit haben. Die Verbretterung der Außenwand wurde schrittweise herausgenommen, um zu sehen, wie sich die Tiere im Winter verhalten. Inzwischen hat er keine feste Wand mehr und vermisst diese auch nicht.

Auch in mehrere Ventilatoren im Milchviehstall wurde investiert, um den Hitzestress zu reduzieren. Da beim Neubau vor knapp 20 Jahren kein Abkalbebereich gebaut wurde und der Kuhbestand immer weiter wuchs, wurde ein Stall für Trockensteher und größere Rinder auf Liegebuchten und für die Kühe in der Vorbereitungszeit und Abkalbung auf Stroh gebaut.

Der Betriebsleiter überlegt sich noch, welche Kleinigkeiten weiter verbessert werden können. Er hat noch die eine oder andere Wand im Visier, die herausgenommen werden kann, auch um die knapp bemessenen Laufgänge zu vergrößern und den Kuhverkehr zu optimieren.

Weiter ging es mit dem schwungvollen und temperamentvollen Bericht von Katharina und Lena Gallenberger, die auch mit vielen eindrucksvollen Bildern ihren elterlichen Betrieb mit etwa 80 Milchkühen vorstellten. Dieser liegt in Eining, ebenfalls im Landkreis Kelheim.

Auch hier wurde viel in Punkto Kuhkomfort getan: Über zusätzliche Tränken und Schaffung von zusätzlichen Fressplätzen, dem Einbau einer zusätzlichen Transponderstation, der Schaffung von zusätzlichen Liegebuchten im Außenbereich mit überdachtem Futtertisch für die Trockensteher, der Anpassung der Liegebuchten, einer Erhöhung der Nackenriegel bei den Liegebuchten der Trockensteher und dem Einbau von Ventilatoren.

Die Kühe haben diese Veränderungen in der Regel mit einem Anstieg der Milchleistung gedankt. Eine Besonderheit zeichnet den Betrieb aus. Die Rinder ab 6 Monaten und auch einige Trockensteher gehen unterteilt in verschiedene Gruppen auf die Weide. Dadurch, dass ab April bis November viel weniger Tiere im Stall sind, ist die Luft im Milchviehstall deutlich besser und es gibt weniger Fliegen. Familie Gallenberger ist von der Weidehaltung überzeugt. Die Tiere sind deutlich vitaler, in einer guten Kondition, aber nicht verfettet und sind sehr gute „Fresser“, wenn diese in den Stall zurückkommen. Daneben reduzieren sich die Futterkosten und auch sonstige Kosten in der Außenwirtschaft deutlich.

Abgerundet wurde die Vortragsreihe durch Anna Maria Miller von der VFR GmbH, die sich auf einige wichtige Punkte beim Kuhkomfort beschränkte. Um dem Zuhörerkreis, zu zeigen, was im Stall passiert, wurden Sequenzen von Videoaufnahmen gezeigt, die mit einer Zeitrafferkamera aufgenommen wurden. Hier war deutlich zu sehen, ob die Liegebuchten gerne angenommen werden (sofern die Boxenmaße passen) und welche Liegebuchten nicht angenommen werden. Oder wie lange Kühe zögern und stehen um sich abzulegen, wenn die Boxenmaße nicht passen. Daneben wurde auch sichtbar, was Überbelegung bei Tieren für einen Stress auslösen kann und welche Rangkämpfe im Stall stattfinden. Auch Hinweise auf die Optimierung des Futtertischmanagements liefern solche Aufzeichnungen.

Eine lebhafte Diskussion schloss sich an die Vorträge an und es wurde nochmals deutlich, wie durch oftmals kleine Veränderungen und Verbesserungen im Stallbereich der Grundstein dafür gelegt wird, das Leistungspotential der Tiere auszuschöpfen und den betrieblichen Erfolg zu verbessern.